Die Vorstellung von einem Home Office ist bei vielen utopisch. Ähnlich wie bei Kindern, die sich vorstellen wie es ist, irgendwann mal erwachsen zu sein: Eis zum Frühstück, den ganzen Tag im Pyjama und schlafen gehen so spät man will. Leider gibt es nicht nur Vor- sondern auch Nachteile beim Home Office.
Spätestens als wir von Zuhause ausgezogen sind, haben wir dann gemerkt, dass Eis zum Frühstück nicht unbedingt so toll ist, wie man es sich früher ausgemalt hat. Zumindest meistens.
Ganz gemütlich um 11:00 Uhr aufstehen, in Jogginghose arbeiten und Feierabend wann man will. Das ist es, was ein Home Office eben nicht ausmacht.
How to Home Office: Disziplin und Planung
Ob man die Idee, von Zuhause zu arbeiten, nun verteufelt oder gut findet – jedes Unternehmen sollte es den Mitarbeitern, die es potentiell machen könnten, wenigstens anbieten. Die Option zu haben ist immer besser als sie nicht zu haben.
Aber eins sollte klar sein: Wenn man weder die nötige Disziplin hat noch in der Lage ist seinen Tag selbst einzuteilen, dann braucht man sich auch keine Gedanken über die Vor- und Nachteile vom Home Office zu machen.
Und das ist nicht schlimm. Nicht für jeden ist das Home Office geeignet und manche Leute arbeiten einfach glücklicher und effizienter im Büro.
Wer sich aber für das Arbeiten von Zuhause entscheidet, der muss vor allem Selbstdisziplin beweisen. Was noch wichtig ist und wo die größten Gefahren beim Umzug ins Home Office liegen, erfahrt ihr jetzt.
Die 5 größten Nachteile des Home Office
Fangen wir zuerst mit den Nachteilen an. Denn eins ist klar, das Home Office ist kein fehlerfreies Konzept und definitiv nicht für jeden Job und jede Person geeignet.
Eine interessante Entwicklung ist zum Beispiel die von Yahoo und IBM. Obwohl die Tech-Giganten jahrelang Home Offices anboten und die Nachfrage nach Arbeitsplätzen mit der Möglichkeit auf ein Home Office steigt, verlagerten die beiden Großkonzerne alle Tätigkeiten zurück in ihre Bürogebäude. Grund dafür soll erhöhte Leistung und stärkere Zusammenarbeit der Arbeitenden sein, wenn diese nicht von Zuhause arbeiten.
Ablenkung
Wer von Zuhause arbeitet ist ungestört. Wer allerdings dazu noch komplett unbeobachtet ist, der neigt dazu Unsinn zu machen und sich abzulenken.
Die größten Versuchungen dabei sind definitiv euer Smartphone und euer PC. Kurz mal zu googlen ob Pinguine Knie haben oder wer der 17. Kaiser von Rom war, kann schnell in weitläufiger Prokrastination enden, bei der ihr einen wertvollen Teil eures Arbeitstages verschwendet.
Und selbst wenn man seine digitale Neugier im Zaum hält, im Haushalt findet sich immer etwas womit sich Zeit vertrödeln lässt. Sei es ein schneller Einkauf, Geschirr spülen oder Socken sortieren. Auch wenn das nicht gänzlich unproduktiv ist, so ist es doch kein Fortschritt in eurem Arbeitstag.
Der Grund dafür liegt aber nicht ganz allein bei euch (also doch, schon), denn im Home Office fehlt noch eine weitere Sache die euch bei Stange hält.
Fehlende Kontrolle
Wer im Büro mit seinem Chef sitzt, der riskiert ausufernde Prokrastination oftmals erst gar nicht. Denn da folgen sofortige Sanktionen, die es im Home Office nicht gibt.
Ein weiterer Punkt ist die fehlende Kommunikation mit Kollegen. Wer an einem Projekt mit anderen zusammenarbeitet, der neigt durch ein Home Office nicht nur dazu sich auszugrenzen, sondern erschwert auch die Informationsvermittlung untereinander. Klar, unsere Technik ermöglicht uns einen nahtlosen Übergang zwischen realer und digitaler Kommunikation, aber Butter bei die Fische – eine Unterhaltung Face 2 Face ist meistens doch ertragreicher und einfacher.
Auch die Zeiteinteilung leidet darunter. Während die Zeit im Büro schleppend vergehen mag und man alle 5 Minuten auf die Uhr schaut, vergeht sie Zuhause leider viel zu schnell. Wer keine minutiöse Zeiteinteilung hat und dieser auch nachkommt, der wird oft vor dem Problem stehen, dass er viel länger in seinem Home Office sitzt als er auf der Arbeit wäre.
Das schneidet maßgeblich in den nächsten Punkt ein.
Fehlende Work-Life-Balance
Der Arbeitsaufwand bleibt nahezu der Selbe. Ob man nun im Büro sitzt oder Zuhause. Deshalb gilt auch für das Home Office, dass nicht geschaffte Arbeit nachgeholt werden muss – quasi Überstunden. Das Ergebnis davon ist, dass man oftmals viel mehr Zeit für die gleiche Arbeit benötigt.
Je nach Lebenssituation kann aufgeschobene Arbeit und wenig Zeit für Familie und Freunde zu Problemen führen. Vor allem, wenn ihr einen Lebenspartner und/oder Kinder habt, ist es von entscheidender Wichtigkeit, dass das Home Office nicht das Leben vereinnahmt und man genügend Zeit für sein Umfeld hat.
Wer jeden Tag ins Büro fährt, der hat eine strikte Trennung von Arbeit und Privatleben, dass entfällt natürlich beim Home Office. Die Folge daraus ist eine “always on”-Mentalität. Man hat immer die Sorge noch Arbeit erledigen zu müssen und schaltet nicht mehr so gut ab, wie bei einem Bürojob. Denn wer die Arbeit mit nach Hause nimmt, der nimmt auch den Stress mit nach Hause. Darunter leidet die Work-Life-Balance.
Vereinsamung
Wer nicht unbedingt ein nahes soziales Umfeld in seinen eigenen vier Wänden hat, der läuft Gefahr früher oder später zu vereinsamen. Sozialer Austausch ist extrem wichtig für unser Wohlbefinden und für kreativen Input, schließlich sind wir auch nur Herdentiere.
Auch wenn das Büro manchmal nur vor nervigen und anstrengenden Menschen überquillt, so tut die Gesellschaft doch gut. Sei es auch nur um einen Kontrast zu einem entspannten Abend danach zu liefern.
Um nicht 24/7 in der eigenen Bude zu hocken, ist ein fester Tagesplan definitiv notwendig. Sport oder regelmäßige Treffen mit Freunden sollten sich nicht nur fest vorgenommen, sondern auch durchgesetzt werden.
Abnehmende Identifikation mit der Firma
Ein weiterer Aspekt der Vor- und Nachteile vom Home Office. Für viele vielleicht kein großer Punkt, aber genau deshalb wichtig. Warum Identifikation mit der eigenen Firma und dem Arbeitgeber wichtig ist, habe ich hier erläutert. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Leute, die die Ziele und Politik ihres Arbeitsplatzes unterstützen, die sind auch engagierter bessere Arbeit zu leisten.
Eine Langzeitfolge vom Home Office kann leider genau das Gegenteil sein. Durch fehlende Anwesenheit und weniger Kommunikation mit dem Arbeitgeber kann das persönliche Investment in die Firma abbauen. Man verliert Bezug zu Kollegen und Vorgesetzten und fängt an in seiner eigenen Echokammer zu leben.
Die Vor- und Nachteile vom Home Office können sich in vielen Fällen auf zwei Dinge herunterbrechen: Selbstdisziplin und die Fähigkeit zur Kommunikation, sei es mit der Arbeit oder dem sozialen Umfeld. Wer diese Dinge drauf hat, der kann sich an den positiven Effekten des Home Office erfreuen.
Die 5 größten Vorteile des Home Office
Wenn ihr vorher überlegt habt, ob ihr in ein Home Office umziehen wollt und jetzt abgeschreckt seid – keine Sorge. Denn von Zuhause aus zu arbeiten hat einzigartige Vorteile, die kaum ein Büro bieten kann.
Deutschland liegt jedoch weit zurück was das Home Office angeht. In vielen Ländern gehört dieses Arbeitsmodell nämlich schon lange zum Standard, während deutsche Unternehmen sich immer noch etwas sträuben.
Flexible Zeiteinteilung
Nichts hilft einem aus dem Nine to Five Alltag auszubrechen, wie eine flexible und individuelle Zeiteinteilung. Wer es schafft seinen Tag und seine Produktivität zu managen und das mit seinem sozialen Umfeld unter einen Hut zu bringen, der profitiert enorm von flexiblen Arbeitszeiten.
Gleichzeitig gilt für viele Home Offices keine komplette Narrenfreiheit. Firmen sind in der Regel schon darauf bedacht, dass derjenige in etwa die Arbeitszeiten einhält, die er auch im Büro hätte. Grund dafür ist, die schon oft angesprochene, Kommunikation. Die meisten Mitarbeiter werden vermutlich weiterhin im Büro sitzen. Sollten dann wichtige Fragen aufkommen, muss derjenige im Home Office schnell erreichbar sein.
Kein Arbeitsweg
Die meisten von uns mussten an irgendeinem Punkt in ihrem Leben mal zur Arbeit pendeln. Den meisten von uns ist schnell aufgefallen, dass Pendeln extrem anstrengend ist. Ob es die Kälte im Winter, der eine Typ der Morgens im Zug Döner isst oder verpasste Anschlüsse sind – es gibt vieles, das das Pendeln zur Hölle machen kann.
Aufstehen, zur Kaffeemaschine laufen und sich direkt an seinem Arbeitsplatz zu befinden klingt dagegen wie der Himmel auf Erden. Und das kann es auch sein, sofern man die Sache richtig angeht.
Denn einfach nur ungekämmt und im Pyjama am Schreibtisch zu sitzen wird keine Glanzleistungen hervorbringen. Auch beim Home Office gilt es sich so fertig zu machen, als würde man das Haus verlassen wollen. So stellt sich das Gehirn darauf ein, dass ein Arbeitstag ansteht und kein fauler Sonntag am Computer.
Keinen Arbeitsweg zu haben ist aber vor allem eins, eine große Zeitersparnis. Wie man die gewonnene Zeit nutzt bleibt einem allerdings selbst überlassen.
Mehr Motivation
Für einige ist das Home Office die geistige Alternative zur Kündigung. Nicht jeder ist für einen Job im Büro geeignet, obwohl sie eventuell die Tätigkeit die sie ausüben, mögen. Da ist das Home Office die perfekte Zwischenlösung. Anstatt sich im Büro zu frustrieren, kann hier neue Energie geschöpft und die Bindung zum Arbeitgeber erneut gestärkt werden.
Vor allem aber auch für Kreativköpfe und Freigeister, ist das Home Office ein Ort motivierten Arbeitens. Hier ist die Hierarchie erstmal außer Kraft gesetzt und ein Vorgesetztenverhältnis herrscht nur digital. Perfekt für alle, die eben diesen Freiraum brauchen.
Konzentriertes Arbeiten
Ob nun Zuhause oder im Büro, für produktive Arbeit ist eine Sache unverzichtbar – Konzentration.
Hier scheiden sich wieder die Geister. Manche Leute brauchen das stetige “Weiße Rauschen” eines Büros, um sich in ihre Arbeit vertiefen zu können, während andere wiederum absolute Ruhe benötigen, um zum Zen-Meister zu werden.
Für alle, die sich an ständigem Geplapper, Telefonate anderer und dem nervösen Kuliklicken des Sitznachbarn aufhängen, kann die Büroatmosphäre schnell zum Alptraum werden. Da niemand von einem genervten und unproduktiven Arbeiter profitiert, kann das Home Office in diesem Fall Wunder bewirken.
Mal abgesehen von Baustellen vor dem Fenster oder knackenden Heizungsrohren, kann man den Lärmpegel Zuhause selbst kontrollieren. Dadurch kann die Lärmkulisse deutlich geringer gehalten werden, als es im Büro jemals möglich wäre. Wer am produktivsten ist, wenn er lediglich seine Finger auf der Tastatur tippen hört, wird Zuhause vermutlich auffallend bessere Ergebnisse erbringen.
Mehr Zeit für die Familie
Eben habe ich noch gesagt, dass sich das Arbeiten von Zuhause negativ auf das Privatleben auswirken kann und jetzt soll es förderlich sein? Ganz genau.
Wie ich bereits gesagt habe, wer Zuhause nicht mit der Arbeit hinterherkommt, dem wird das Home Office auf lange Zeit nicht gut tun. Wer allerdings den nötigen Eifer besitzt, der hat die Chance noch mehr wertvolle Zeit mit seinen Liebsten zu verbringen.
Ein großes Plus vom Home Office ist, dass die Pause nach einer Schwangerschaft für viele Frauen deutlich kürzer ausfällt. die Arbeit von Zuhause ist deutlich schonender und man kann sich weiterhin um sein Kind kümmern.
Das hat zur Folge, dass Unternehmen deutlich an Attraktivität gewinnen. Wer Karriere und Familie unter einen Hut bekommen möchte, der wird sich vermutlich früher oder später auch nach einer Stelle mit einer Möglichkeit zum Home Office umsehen.
Wer dann in der Lage ist seinen Mitarbeitern so etwas zu ermöglichen, der gewinnt deren Loyalität. Einer Mutter zu erlauben, dass sie ohne große Pause weiterarbeiten kann, bedeutet nicht nur eine wertvolle Arbeitskraft mehr, sondern zeigt auch, dass das Unternehmen an der Leistung und der Expertise der Person interessiert ist.
Die Vor- und Nachteile vom Home Office – Was überwiegt?
Gibt es einen klaren Gewinner in der Debatte? Nein. Gibt es gute Argumente für beide Seiten? Definitiv. Die ausschlaggebenden Faktoren sind persönliche Präferenz und eine reale Einschätzung der eigenen Leistung.
Fakt ist, dass die Nachfrage nicht sinkt. Mit immer fortlaufender Digitalisierung wird das Arbeiten von beinahe jedem Ort aus möglich und stetig einfacher. Gehören Büros deshalb zum alten Eisen? Noch lange nicht. Das soziale Zusammenarbeiten ist fest in uns verankert und für den Großteil immer noch das bevorzugte Arbeitsmodell.
Solltet ihr jetzt Lust bekommen haben, das Home Office mal auszuprobieren, dann checkt doch mal diese 50 Tipps für besseres Arbeiten im Home Office ab. Und solltet ihr noch Dinge brauchen um euch einzurichten, dann schaut gerne in unserem Shop vorbei.
Aber jetzt seid ihr gefragt, welche Erfahrungen habt ihr mit Home Offices gemacht? Geht es quasi gar nicht mehr ohne oder seid ihr Verfechter des klassischen Bürolifestyles? Lasst es uns wissen!
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Home-Office. Interessant, dass Ablenkung im eigenen Zuhause und fehlende Kontrolle einer der größten Schwachstellen sind. Wir planen einen preiswerten Büroumzug und erwägen gerade, ob wir dann weiterhin den Mitarbeitern Home-Office gestatten wollen.