Er war schon Teil unserer kleinen Sammlung über den Alltag erfolgreicher Menschen, aber hier dreht es sich um die vergangenen und aktuellen Visionen und Projekte von Elon Musk, die ihn als den Visionär bekannt werden ließen, der er heute ist – und wie er es auch immer wieder unter Beweis stellt. Dieser Beitrag ist zugegeben etwas lang, aber wer dran bleibt, wird mit einer unnötig überspitzten SciFi-Kurzgeschichte belohnt.
Der gebürtige Südafrikaner kam am 28.06.1971 als Elon Reeve Musk in Pretoria zur Welt, lebt heute in Kalifornien, ist sechsfacher Vater, dreimal geschieden, war zweimal im Podcast von Comedian und UFC-Kommentator Joe Rogan und hat mindestens einmal in seinem Leben an einem Joint gezogen. Was überhaupt nicht der Rede wert sein sollte, resultierte nicht nur in Einbrüche der Tesla-Aktie, sondern kostete sogar dem Steuerzahler Geld (Artikel auf Englisch):
Nebenbei ist er Milliardär, hat einige Firmen und vermutlich den DeLorean aus Zurück in die Zukunft in der Garage stehen, weil ich echt keine Ahnung habe, wie er alles macht, was er so macht. Musk sorgt, wie bereits erwähnt, auch ganz gerne mal für Schlagzeilen und polarisiert, aber fangen wir lieber mit dem eigentlichen Thema an. Die Visionen und Projekte von Elon Musk, von Beginn an:
Zip2
- Onlineverzeichnis in Karten eingebundener Unternehmen
- gegründet 1995
- 1999 von Compaq für 307 Millionen Dollar gekauft
- Musk erhielt 22 Millionen Dollar
Blinde Kartoffeln
Es mag heute kaum vorstellbar sein, da wir uns alle über Maps wie blinde Kartoffeln orientieren, aber es gab eine Zeit in der die Idee, Unternehmen in einem Verzeichnis im Internet zu sammeln und diese mit Kartendaten zu verbinden, wie ein Witz klang. Die Unternehmen wussten zu wenig über das Internet und sahen schlichtweg keinen Sinn darin Geld für eine solch fixe Idee auszugeben – war halt Neuland, damals wirklich.
Musk arbeitete schon als Praktikant im Silicon Valley wie ein Wahnsinniger und erkannte das Potenzial des Internets. Die Idee für Zip2 kam ihm während eines Verkaufsgesprächs in einem der beiden Praktika, die er absolvierte. Er versuchte, statt nur einer Auflistung in einem Branchenbuch, einen Online-Eintrag zu verkaufen, was nicht gut lief. Er stellte fest, dass die Leute alle keinen Plan hatten und überredete seinen Bruder dazu mit ihm ein Start-up zu gründen. Global Link Information war geboren, das später zu Zip2 umbenannt wurde. Das Konzept des späteren Software-Pakets war, neben dem Online-Branchenbuch, Zeitungen eine Plattform zur Entwicklung von Stadtführern anzubieten.
Der Tyrann
“Jeder habe das Recht, den Standort der am nächsten gelegenen Pizzeria und eine genaue Wegbeschreibung dorthin zu bekommen.”
Elon Musk: Wie Elon Musk die Welt verändert – Die Biografie
So beschrieb Musk das Konzept von Zip2 und das sehe ich auch so, Pizza ist halt Leben, aber das Start-up hatte im Laufe seiner Zeit auch mit anderen Problemen zu kämpfen. Als endlich Geld floss, stand eine Fusion mit dem größten Konkurrenten CitySearch im Raum, die allerdings platzte. Mal ganz abgesehen vom tyrannischen Verhalten Musks gegenüber seinen Mitarbeitern, die unmögliche Deadlines einzuhalten hatten, wofür er auch heute noch bekannt ist. Damals war es zwar sein erstes Mal als Leiter eines Teams, aber ein Leben für die Vision ist immer noch Voraussetzung. Er selbst lebte anfangs in seinem Büro und arbeitete oft die Nächte durch, allerdings stieß er seinen Programmierern auch mit Korrekturen vor den Kopf, ohne mit ihnen vorher zu kommunizieren.
Der Investor
Der Deal platzte, Zip2 verlor Geld und nicht nur Microsoft, sondern einige andere Start-ups beschäftigten sich plötzlich mit Kartendiensten. Die Konkurrenz wurde groß und das würde ich nicht gerade als Ernüchterung bezeichnen, sondern als richtig beschissen. Aber die Firma hatte Glück, Compaq bot im Februar 1999 schlappe 307 Millionen Dollar in bar an. Die Vision des Unternehmens verschwand zwar mit dem Investor, aber für Musk bedeutete dies nur eine neue Vision zu verfolgen. In meiner Vision schwamm er eine Runde in seinen 22 Millionen Dollar Bargeld, bevor er die in seinem Lustschweiß getränkten Scheine in das nächste Unternehmen steckte und sein neu gewonnenes Selbstbewusstsein dafür nutzte, die nächste Vision zu erfüllen.
X.com/PayPal
- Online-Bank
- gegründet 1999
- 2000 mit Confinity fusioniert
- PayPal ursprünglich Produkt von Confinity
- 2002 von Ebay für 1,5 Milliarden Dollar gekauft
- Musk erhielt 165 Millionen
- 325 Millionen PayPal-Nutzerkonten im 1. Quartal 2020
X.com gründete Musk im November 1999 und steckte mindestens die Hälfte seiner Zip2-Millionen in das Projekt, das einen vollwertigen Service für Banking und Investment anbieten wollte und später in PayPal aufgehen sollte. Die größte Innovation der Firma war herauszufinden, wie Kunden Geld sicher über die E-Mail-Adresse des Empfängers versenden konnten. Musk war Vorsitzender und holte sich als CEO einen erfahrenen Investmentbanker ins Boot, Bill Harris. X.com erhielt außerdem 25 Millionen Dollar Kapital von der Risiko-Kapitalfirma Sequoia Capital.
Show me the money!
Einen Monat nach Gründung ging die Website online und lockte mit Geld. Wer ein Konto eröffnete, erhielt 20 Dollar, die man von einem Geldautomaten abheben konnte. Wer Freunde mit ins Boot brachte, die dann ein Konto eröffneten, erhielt 10 Dollar pro neues Mitglied. Diese Aktion brachte innerhalb von zwei Monaten 100.000 Neukunden, was fast so viele Kunden waren, wie der größte Konkurrent Etrade Telebank hatte. Für einen Zwanni hätte ich mir definitiv auch ein Konto eröffnet.
Der Sicherheitsaspekt führte dennoch zur Skepsis unter den Kunden, was sich auch bestätigte. Die Firma musste zugeben, dass Hacker illegale Transaktionen von üblichen Bankkonten auf X.com-Konten durchführen konnten. Das musste man kontern. Konnte die Firma auch, aber das führte zu Konflikten innerhalb des Kontors.
Von X.com zu PayPal
Im März 2000 kaufte X.com die Firma Confinity, die einen P2P (Person zu Person) Geldtransfer-Dienst für Nutzer von PDAs anboten. Das waren damals kleine kompakte Computer mit Eingabestift, quasi die Vorläufer der Tablets. Dieser Dienst nannte sich PayPal und Musk sah Potential, im Gegensatz zu Harris, der daraufhin die Firma verließ. Musk drehte das Konzept komplett auf den Kopf und verfolgte nun das Ziel, der führende Bezahltransfer-Anbieter zu werden, in dessen Folge sich der Name PayPal gegenüber X.com durchsetzte. Die Domain X.Com kaufte sich Musk übrigens 2017 zurück.
Dank der Präsenz auf der Auktions-Website eBay erhielt PayPal 2001 einen ordentlichen Boost durch die P2P-Verkäufe, die in den sechsstelligen Bereich gingen. PayPal ging 2002 an die Börse und wurde im selben Jahr von eBay für 1,5 Milliarden Dollar gekauft. Heute hat PayPal ganze 325 Millionen Nutzerkonten (Stand 1. Quartal 2020). Die nächsten Visionen und Projekte von Elon Musk wurden dann mit seinem Erlös als größter Aktionär finanziert – immerhin 165 Millionen Dollar. Spätestens jetzt wäre ich Rentner geworden, aber genau deswegen sitze ich vermutlich hier und tippe auf einer Tastatur herum.
SpaceX
- privates Raumfahrtunternehmen
- gegründet 2002
- Revolutionierung Raumfahrt, interplanetare Kolonisation, weltweites Internet über Satelliten
- Dezember 2015 erste Landung einer Raketenstufe der Falcon-9 zur Wiederverwendung
- 30.05.2020 erfolgreiche bemannte ISS-Mission der Crew Dragon Capsule
- 538 Starlink-Satelliten umkreisen die Erde (Stand 22.06.2020)
Mit SpaceX will Musk die Raumfahrt revolutionieren, vor allem den Kostenaspekt der Raketen, deren Antriebe nur einmalig verwendbar und teuer sind. Mittlerweile kann man sagen waren, denn eine Raketenstufe unbeschadet zurück zur Erde zu bringen, ist das erste Mal im Dezember 2015 geglückt. Damit wurde ein großer Schritt Richtung privater Raumfahrt geebnet, aber nebenbei will Musk noch den Mars kolonialisieren und mit dem Starlink-Projekt weltweiten Internetzugang über Satelliten ermöglichen.
Warum auch nicht? Überambitionierte Pläne braucht es viel mehr. Während ich nur bis zum Abend plane und mich meist für Pizza entscheide, ist es sehr beruhigend, dass sich jemand dafür einsetzt Science-Fiction-Filme wie Alien Realität werden zu lassen. Meine Bewerbung für die Men in Black liegt eh schon seit Jahren im Schrank, aber bis dahin bin ich vermutlich halb Käse, halb Tomatensoße, als Alternative seit Jahren besoffen im Schützenverein und lasse mich freiwillig von E.T. in lustige Achtel zerteilen.
Falcon 9 / Falcon Heavy
Die Falcon 9 ist eine von SpaceX entwickelte Trägerraketenfamilie, die 10-50 Tonnen Nutzlast transportieren kann. Der Name kommt vom Millennium Falcon aus Star Wars. Sie wird mit dem Merlin-Triebwerk in der Erststufe betrieben, das auch bei der Falcon 1 zum Einsatz kam, mit dem Unterschied, dass diese Rakete 9 Triebwerke nutzt. Der Treibstoff ist eine Mischung aus Cola und Pfefferminz-Bonbons und nicht aus flüssigem Sauerstoff (LOX) und dem kerosinähnlichen Raketentreibstoff RP-1, wie man vielleicht annehmen würde.
Die Falcon Heavy ist die stärkste Variante der Falcon-Familie, die zwei weitere Erststufen nutzt und die Maximallast von 53.000 kg befördern kann.
Ich bin eine Rakete!
Wie bereits erwähnt, verfolgt SpaceX unter anderem die Idee, die Erststufen wiederzuverwenden. Das gelingt natürlich nur, indem diese, nachdem sie abgekoppelt wurden, selbstständig zu einem bestimmten Ort fliegen und landen, also mehr Orientierungssinn brauchen als mein abgekoppeltes Ich in der Nacht auf Sonntag. Das Problem ist, dass die Merlin-Triebwerke bei Landung nicht schweben können und einfach zu viel Schub haben. Sie müssen also genau in dem Moment ausgeschaltet werden, wenn die Triebwerke keinen Schub mehr entwickeln, was ich als antriebsarmer Fußgänger und Sitz-Profi schon eher nachvollziehen kann.
Dragon
Die Crew Dragon Capsule ist das hauseigene Raumschiff von SpaceX. In der ersten Version (Dragon 1) war sie nur für Fracht ausgelegt und die letzten zehn Jahre, bis April 2020 im Einsatz. NASA förderte im Rahmen des CCDev-Programms den Ausbau der Dragon zum bemannten Raumschiff, das am 30.05.2020 ihre erste bemannte Mission zur ISS erfolgreich abschloss. Seit die NASA den Betrieb des Space-Shuttles im Jahre 2011 einstellte, hat die USA keine eigene Möglichkeit mehr die ISS anzufliegen, was durch die Dragon Capsule wieder möglich ist. In den letzten Jahren hat das Raumschiff Soju als Weltraumtaxi übernehmen müssen und die Russen hatten ein Monopol, das sich nun durch Musk nicht mehr hält.
SpaceX plant eine Dragon XL Version, die bis zu 5 Tonnen Fracht zur geplanten Mond-Raumstation Lunar Orbital Platform-Gateway transportieren soll und mit der Falcon Heavy betrieben wird.
Starship
Das Starship ist das geplante Raumschiff für interplanetare Reisen – was nun höchste Priorität hat, laut einer E-Mail Musks an seine Angestellten. Es ist 50 Meter hoch und 9 Meter breit und soll mit dem Raptor-Raketentriebwerk betrieben werden, das sich bei SpaceX in Entwicklung befindet. Ich möchte jetzt keinen Vergleich anstellen, woran mich dieses Raumschiff erinnert, aber es sieht nach einer potenten Maschine aus. Wenn Musk es wirklich schaffen sollte, interplanetare Reisen und gar die Kolonisation anderer Planeten zu ermöglichen, kann er sich dieses Vordringen ganz fett auf die Fahne schreiben.
Das Starship soll ebenfalls wiederverwendbar sein und bis zu 100 Leute transportieren, die zum Mond und Mars geschickt werden. Die ersten drei Prototypen wurden durch fehlerhafte Betankung oder Verarbeitungsfehler zerstört, aber der vierte Prototyp SN4 hat den Druckbetankungstest bestanden. Dadurch kann SpaceX nun mit “Hops” beginnen, das sind Starts in bis zu 20 Kilometern Höhe, danach folgen Tests in die Erdumlaufbahn. Wenn das alles so gelingt, wie Musk es sich vorstellt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Mallorca-Urlauber aus schwebenden Kübeln im Mars-Sand Marsgria durch Spacehalme in den abgedichteten Helm drücken.
Die Perlenschnur – Starlink
Mit Starlink will SpaceX ein Satellitennetzwerk aufbauen, das weltweiten Internetzugang möglich macht. Ende 2020 soll Nordamerika schon in diesen Genuss kommen und im nächsten Jahr nicht ganz die restliche Welt. Zum Zeitpunkt dieses Artikels befinden sich bereits 538 Satelliten im Orbit und es folgen noch eine Menge in den kommenden Jahren, im fünfstelligen Bereich.
Die aktuellen Satelliten haben eine (im Vergleich) sehr flache Bauweise und sind dadurch stapelbar. Eine Falcon-9 Rakete kann daher pro Mission 60 Satelliten, die jeweils 260 kg wiegen, transportieren. Diese bewegen sich auf erdnahen Umlaufbahnen von 328 bis 580 Kilometern Höhe, was für eine niedrige Latenz sorgt. Im Gegensatz zu anderen Satelliten, die sich in 36.000 Kilometern Höhe befinden, ist das ein großer Unterschied. Nach 5 Jahren sollen, je nach Stand der Technik, entsprechend veraltete Satelliten ausgetauscht werden. Zusammenstöße zwischen den eigenen Satelliten werden durch ein Sensorsystem verhindert, aber selbst, wenn es zu einem Absturz kommen sollte, verglühen sie beim Eintritt in die Erdatmosphäre vollständig.
Astronomisch blind
Dennoch wird Kritik laut, dass der Weltraumschrott extrem zunehmen wird und wir haben so schon genügend dort herumschweben. Astronomen beschwerten sich auch darüber, dass Starlink ihre Aufnahmen stören würde, weshalb die kommenden Satelliten dunkler erscheinen sollen. Anscheinend sind diese unbrauchbaren Aufnahmen entstanden, da die Solar-Panels die Sonne reflektieren, was durch eine schwarze Beschichtung behoben werden soll.
Es braucht wohl über tausend Stück, um die Erde abzudecken und eine Internetverbindung zu ermöglichen. Jeder weitere Satellit dient der Bandbreite. Das bedeutet, dass schnelle Geschwindigkeiten erreicht werden können, die weltweit verfügbar stünden. Dies ist ein großer Vorteil und vor allem für rückständige Länder könnte das einen Boost bedeuten. SpaceX kümmert sich aber nicht nur um all diese Dinge, sondern hat auch ein eigenes Smallsat Rideshare Program, eine Dienstleistung in der Raumfahrt, die im Prinzip eine Mitfluggelegenheit für kleine Satelliten, Drohnen und Fracht anderer darstellt.
Tesla
- Elektroautos, Solarstrom
- gegründet 2003
- Musk 2004 als Aktionär eingestiegen
- Börseneinstieg 2010
- 2020 wertvollster Autohersteller mit über 1000 Dollar Aktienwert
Tesla sollte weitreichend bekannt sein. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahre 2003 von Martin Eberhard und Marc Tarpenning, die allerdings nicht mehr Teil der Firma sind. Musk stieg 2004 als Investor ein und wurde Aufsichtsratsvorsitzender. Das Unternehmen ist hauptsächlich bekannt für seine Produktion der Elektroautos, aber stellt durch die Übernahme von SolarCity auch Solarstromanlagen und Lithium-Ionen-Akkumulatoren für den Privathaushalt her und forscht an selbigen.
Mittlerweile ist Tesla der wertvollste Autohersteller der Welt und damit wertvoller als BMW, Daimler und VW zusammen, mit einem Aktienwert von über 1000 US-Dollar. Tesla ging 2010 an die Börse und übertraf die Erwartungen, aber ging 2008 sogar fast pleite, als die Firma noch eher ein Außenseiter war. Zeitgleich verlor Musk mit SpaceX drei Raketen in Folge. Dadurch war er dazu gezwungen, sein restliches Vermögen unter den beiden Firmen aufzuteilen, die er mit seinem Erlös aus Paypal finanzierte. Was das Ziel ist, sollte klar sein. Fossile Brennstoffe sind nicht mehr wirklich zeitgemäß und die Revolution betrifft nicht nur den Transport, sondern auch die Erzeugung von Energie.
Anscheinend hatte er es ja geschafft seine Firmen zu retten, auch mithilfe diverser Investoren, die an die Vision glaubten. Genauso wie er es häufiger schafft in Fettnäpfchen zu treten, wie 2018, als er über Twitter ankündigte Tesla von der Börse nehmen zu wollen. Der Aktienkurs sank und die Börsenaufsicht verhängte eine Strafe von 20 Millionen Dollar. Dann gab es denselben Effekt durch einen(!) Zug am Joint (in einem Staat, indem es legal ist) und im Mai dieses Jahres schaffte er es wieder, mit diesem Tweet:
S 3 X Y und so
Genauere Angaben zu den Fahrzeugen werde ich hier wohl lassen, was eine persönliche Entscheidung ist, weil ich kein Auto-Narr bin. Darum geht es hier aber auch nicht, doch ein kleiner Überblick ist trotzdem ganz gut.
Der erst belächelte Autohersteller ist heute quasi das Sinnbild für Elektroautos. Das erste Tesla-Model war der Roadster, ein Zweisitzer, der 2006 vorgestellt wurde, 2012 eingestellt und in diesem Jahr in einer neuen Bauform erscheinen soll. Der Roadster war mit einem Preis über 100.000 Euro teuer, aber finanzierte auch das nächste Modell. Die neue Version kostet das doppelte, fährt mit einer Aufladung bis zu 1.000 Kilometer und schafft über 400 km/h.
Tesla bietet mittlerweile mehrere Modelle an, von einer Limousine (Model S), einer Mittelklasse (Model 3), bis hin zu einem Oberklasse SUV (Model X) und seit diesem Jahr einem Kompakten SUV (Model Y), der anscheinend einige Produktionsfehler aufweist.
Ab diesem Jahr soll außerdem der Sattelzug Semi ausgeliefert werden und ab 2021 der Cybertruck, mit dem Jay Leno vor einiger Zeit durch den Loop-Testtunnel gefahren ist, mit Musk als Beifahrer.
Der Marktführer punktet mit Reichweite, der Austattung und dem Autopiloten, der automatisch lenkt, beschleunigt und bremst. Tesla stand allerdings auch schon mehrmals in den Schlagzeilen wegen des Autopiloten, durch den Unfälle entstanden sind.
SolarCity
- gegründet 2006
- von Tesla 2016 übernommen
- Solarstromanlagen, Ladestationen für Elektroautos
SolarCity wurde 2006 von Musks Cousins Lyndon und Peter Rive gegründet, die das Unternehmen führten und hinter dem Musk als Vorsitzender saß. Er investierte einen Teil des PayPal-Erlöses auch in diese Firma. Als Tesla sich SolarCity dann im Jahre 2016 einverleibte, ließ sich die Elektroauto-Firma das Ganze 2,6 Milliarden Dollar kosten und übernahm 3 Milliarden Dollar Schulden. Musks Cousins haben sich daraufhin aus dem Geschäft zurückgezogen. Zufälligerweise waren auch noch mehrere andere Tesla-Führungskräfte als Aktionäre bei SolarCity beteiligt. Angeblich wusste Musk zur Zeit der Übernahme, dass es nicht gut um die Firma stand, was den Kauf natürlich mehr nach einer Rettungsaktion aussehen lässt. Einerseits ist SolarCity als ein Teil Teslas sinnvoll – als grüner Gesamtkonzern – aber die (familiäre) Verbindung zwischen Tesla und SolarCity ist auch ein Interessenkonflikt und eine Kooperation hätte vermutlich auch sein Soll getan.
Die Hütte brennt
Tesla SolarCity bietet für Gewerbe und Privathaushalte Solarstromversorgung an. Für Privathaushalte beispielsweise das Solar Roof, ein Solardach, das durch seine Struktur aussieht wie normale Ziegel oder den Powerwall-Stromspeicher, der den überschüssig erzeugten Strom speichert. Die Kombination aus beidem minimiert die Abhängigkeit vom lokalen Stromnetz, so zumindest das Angebot.
Wenn man aber ein wenig nach Bewertungen sucht, finden sich sehr schnell eine Menge unzufriedener Kunden. Solaranlagen fallen aus, der Service ist schlecht und bei Ausfall der Anlage muss man trotzdem zahlen. So erging es auch Walmart, für die Tesla die Solardächer von 240 Supermärkte sicher betreiben sollte. Anscheinend wurde die Wartung über Jahre vernachlässigt und 7 Solaranlagen fingen Feuer. Tesla fing sich dagegen eine Klage ein.
Fette Wirtschaft
Schon der Kauf von SolarCity brachte eine Klage von acht Tesla-Großinvestoren mit sich. Hier kommen wir wieder zu dem Interessenkonflikt. Die Klage erhebt natürlich den Vorwurf der Vetternwirtschaft und dass Informationen zur finanziellen Lage SolarCitys verschwiegen wurden. Das Fremdkapital stieg immer weiter, Vertrieb und Marketing kosteten immer mehr und es wird angenommen, dass die Firma nicht nur kurz davor war pleite zu gehen, sondern Tesla viel zu viel für die Übernahme bezahlt habe.
Musk hingegen verteidigt den Kauf als “No-Brainer”, da es zum Beispiel sinnvoll sei, ein Elektroauto und Solarstrompanels nicht bei verschiedenen Firmen kaufen zu müssen, sondern alles unter einem Dach zu finden. Im Nachhinein gab Musk allerdings in einer eidesstattlichen Aussage zu, dass es sinnvoller gewesen wäre, beide Firmen unter unabhängiger Leitung laufen zu lassen.
Neuralink
- gegründet 2016
- Neurotechnologie
- Kommunikation zwischen Gehirn und Computer
Die Visionen und Projekte von Elon Musk treffen (immer schon) nicht nur auf Befürworter. Vor allem das Brain-Machine-Interface weckt nachvollziehbare Ängste in uns. Die Vorstellung, dass wir uns mit einer Maschine oder künstlicher Intelligenz verbinden, scheint für viele noch zu sehr Science-Fiction zu sein, dabei ist es gar nicht so weit entfernt. Gemeint sind damit beispielsweise akustische und optische Prothesen, Hirnstamm-Implantate oder Myoelektrische Armprothesen. Mal abgesehen vom Handy, das quasi mit uns verwachsen ist. Aber Neuralink ist gewiss nicht alleine in der BMI-Forschung.
Erstmal geht es Neuralink “nur” darum Neuroprothesen zu ermöglichen, sprich schwere Erkrankungen des Hirns und zentralen Nervensystems zu heilen. Erst danach werden wir zu richtigen Cyborgs mit Superkräften und integriertem Netflix-Abo. Musk sieht nämlich die Gefahr, dass uns künstliche Intelligenz abhängt und gefährlich werden könnte. Mit einer Verbindung zwischen uns und den Möglichkeiten eines Computers, ließe sich wieder auf Augenhöhe agieren.
Spider-Man fürs Hirn
Ein Chip soll invasiv in den Schädel implantiert werden und mit einer Steuereinheit, die hinter dem Ohr getragen wird, verbunden sein. Vom Chip führen bis zu 96 flexible Fäden in das Gehirn, die dünner sind als Haare. Diese Fäden erfassen elektrische Signale mit jeweils 32 Elektroden, die Informationen an den Chip weiterleiten und so Kommandos ausführen können. Das Vorgehen soll in Echtzeit ablaufen. Somit könne man beispielsweise mit bloßen Gedanken nach etwas im Internet suchen und Informationen auf sein Hirn laden. Laut der Theorie wäre es also möglich, eine Sprache herunterzuladen und zu beherrschen.
Dann könnte ich endlich Klingonisch lernen und auf meiner kleinen Mars-Kolonie als Amtssprache einführen, alle Star Trek Fans einladen und sobald herauskommt, dass ich selbst gar kein echter Fan bin, feierlich gelyncht werden.
Alice im Wunderhirn
Ich will damit jetzt nicht behaupten, dass Spider-Man real wäre, aber Alice im Wunderland ist ein Märchen. Genauso wie, sagen manche Wissenschaftler, Neuralinks Konzept eines ist. Es gibt viel Kritik und im Grunde ist Musks Gerät auch keine neue Errungenschaft, sondern verbessert technisch minimal bereits bestehende BMIs. Sag das mal einer dem Mann, der andere Planeten bevölkern will. Es gibt kein “unmöglich” für Musk und damit ist er bisher gut gefahren, wenn auch mittlerweile mit Autopilot im Tesla. Erste Tests am Menschen sollen demnächst möglich sein, was daraus wird, sehen wir wohl dann.
The Boring Company
- Tunnelbau, Infrastruktur
- (spontan) gegründet Dezember 2016
- Loop – unterirdisches Transportkonzept
- städtisches Verkehrsaufkommen lockern und längere Strecken zurücklegen mit bis zu 240 km/h
- Januar 2018 Verkauf von 20.000 (Nicht-)Flammenwerfern
- Dezember 2018 erster Testtunnel in Hawthorne, Kalifornien
Am selben Tag dieses Tweets gründete Elon Musk auch gleich die Firma The Boring Company. Auch hier geht es wieder um Revolutionierung in der weiten Riege der Visionen und Projekte von Elon Musk, aber dieses Mal im Straßenverkehr selbst.
Vor allem in der Stadt verdichten sich die Straßen immer mehr. Wären die Karren nicht so gut isoliert, wären vielseitige Beleidigungen wohl omnipräsenter Teil der monotonen Alltagskulisse. Staus klängen wie das Rauschen eines wohltuenden Wasserfalls aus vorbeizischenden Flüchen. Elon Musks Lösung für dieses Verkehrsaufkommen sind Tunnel. Für jeden, der in der Zukunft auf fliegende Autos gewettet hat enttäuschend, aber fliegende Autos würden wohl zu viel Lärm machen. Die Möglichkeit, von einem fallenden Auto erschlagen zu werden, ist allerdings auch (k)ein wünschenswertes Szenario. Eine neuartige Autofallophobie wäre zwar eine nette Ergänzung zu unseren Volkskrankheiten, aber ich schweife in zynischen Humor ab.
Das Transportsystem Loop und Hyperloop
Der erste Loop-Testtunnel wurde auf dem Gelände von Musks Firma SpaceX gegraben, weil er dort keine extra Baugenehmigung benötigte. So grub er zwei Monate nach seinem Tweet den ersten Tunnel… also er direkt vielleicht nicht, aber irgendwer.
Das Tunnelsystem Loop soll ein Nahverkehrssystem werden, das aus beliebig vielen Tunneln bestehen kann und pro Stunde bis zu 4000 Fahrzeuge durch eine Röhre jagt. Voraussetzung sind autonome elektrische Autos, also Tesla Models, und diese können im Tunnel eine Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h erreichen.
Das Tunnelsystem Hyperloop hingegen ist für die Langstrecke gedacht. In diesen Tunneln sollen Geschwindigkeiten von bis zu 1000 km/h möglich sein, da die Tunnel ein Teil-Vakuum erzeugen.
Seit dem 18. Dezember 2018 ist der Hawthorne Test-Tunnel mit einer Länge von 1,9 Kilometern fertiggestellt:
Aber auch hier wird Kritik laut. Geplant ist, dass bis zu 16 Personen in einem extra für den Loop konstruierten Gestell platz haben könnten. Eine U-Bahn schafft es, pro Fahrt wesentlich mehr Leute zu transportieren und fährt in großen Städten im Minutenintervall. Auch die Kosten diese Tunnel zu graben sind sehr hoch. Musk ist zwar dabei die Kosten senken, trotzdem liegen die Kosten noch im dreistelligen Millionenbereich. Bei all der Kritik ist dennoch positiv, dass er dadurch die weitere Forschung in diesem Bereich anregt.
Nicht-Flammenwerfer für (nicht mal annähernd fast) alle!
Die Boring Company finanziert sich unter Anderem durch Merchandising, also einem Fan-Shop. Der einzige angebotene Artikel war eine Baseballkappe, limitiert auf 50.000 Stück für je 20 Dollar. Die Kappe machte einen Umsatz von einer Million Dollar. Der nächste Artikel folgte bald:
Was wie witzeln wirkt, wurde Wahrheit. 20.000 Flammenwerfer für je 500 Dollar, die als “not a Flamethrower” angeboten wurden, waren alsbald ausverkauft und katsching, noch mal 10 Millionen Dollar – wenn man mal von den 30 Dollar absieht, die man bezahlen musste, wenn man einen der (nach eigenen Angaben) überteuerten Feuerlöscher mit coolem Sticker haben wollte.
Im Grunde ist es ein übergroßes Feuerzeug, es tritt keine brennende Flüssigkeit aus der Öffnung, aber ungefährlich ist es natürlich auch nicht. Die Idee dazu hatte er sich wohl von dem Film Spaceballs abgeguckt, in dem ein Flammenwerfer als Merchandise beworben wird. Den hätte ich mir gerne bestellt, 2020 wirkt so, als könne man das Teil noch brauchen.
Storytime
Die Visionen und Projekte von Elon Musk lassen ein fernes Szenario zu, wenn man davon ausgeht, dass alles irgendwann Realität wird. Aber um diese Möglichkeit weiter auszuführen, ist es Zeit für eine etwas kreativere Herangehensweise:
Eine Reise
Es ist das Jahr Zweitausendsowieso. Die Technik ist durch einen günstigen Zufall und mangelnde Ethik so weit, dass ich mein Bewusstsein über Neuralink in den Sohn meines ungewollten Sohnes übertragen kann, den ich liebe, der sich aber zu seinem 18. Geburtstag bereitwillig für mich opfert. Eben ein mutiger und lebensmüder guter Junge aus fragwürdigem Hause.
Wegen meiner Erfahrung und jugendlicher Spritzigkeit, werde ich dazu auserwählt einen Mars-Blog zu schreiben. Mein Vorgänger starb an seiner Marsstaub-Allergie. Ich treffe Elon Musk in seiner Android-Version 3.78 zu einem typischen 5-Minuten-Termin und ehe ich mich versehe, sitze ich schon im Starship von SpaceX mit 99 anderen Eltern und den Gesichtern ihrer Kinder. Die Reise dauert zum Glück nicht mehr 16 Monate, sondern 420 Tage. Wenn ich gewusst hätte, dass ich der einzige sein würde, der nicht in der neu entwickelten Kryo-Kammer pennt, hätte ich Andro-Elon nach Gras gefragt. Während der Reise erinnere ich mich selbst an die K.I. David8 aus dem Alien-Franchise und werde auch ohne Zusätze paranoid. Der Blog läuft.
Mars
Endlich angekommen, erkenne ich alles aus 2020 wieder. Wir fahren mit Teslas durch Loops, die von der Boring Company gegraben wurden. Aber nicht nur das, das Tunnelsystem ist so ausgebaut, dass sich der Großteil der Kolonie im Untergrund befindet. Wir werden herumgeführt und fahren mit einem Fahrstuhl an die Oberfläche in einen Turm.
Ein Elon-Hologramm zeigt uns, wo die Erde am Himmel sein soll. Ich sehe nix. Stattdessen aber ein Meer aus Solaranlagen im roten Sand, die alles mit Strom versorgen. Holo-Elon zeigt als Nächstes auf die Mars-Raumstation Ares Orbital Platform-Gateway und ich sehe am Horizont Streifen der Mars-Starlink-Mission. W-LAN läuft also, denke ich und freue mich schon auf meine erste Mars-Pizza, die ich dann nach der Führung über PayPal in mein neues Zuhause im Mars-Untergrund bestelle.
Ich denke zurück an Homo-Elons Aussage, dass jeder das Recht auf Pizza habe und beiße in die heiße Marsgarita, während ich mir über Neuralink das Hirn meines Enkels blutig downloade, als es draußen klopft. Die Zeugen Elons stehen vor der Tür und halten mir einen Flyer ins Gesicht, auf dem “Werde ein MUSKetier” steht.
Ich bin verwirrt und mich überkommt ein seltsames Gefühl – eine Erschütterung der Macht. Neuralink reagiert und spielt das Thema des Imperiums aus Star Wars in meinem Kopf ab. Ich sehne mich nach der Hilfe eines Jedis und werde nervös. Dann hebe ich sachte meine Hand und sage, wedelnd mit der Pizza:
“Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht.“
Ende
Was sagt Ihr dazu? Findet Ihr die Visionen und Projekte von Elon Musk wahnsinnig, benutzt Ihr PayPal und womit rechnet Ihr noch? Mars-Kolonie muss ja nicht das Ende sein. Teilt es uns mit und kommentiert gerne was das Zeug hält. Bis dahin, bleibt sauber.
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