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Büroarbeit: Woher kommt sie? Ein Stück Bürogeschichte

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In Deutschland arbeiten etwa 15 Millionen Menschen in einem Büro. Bei ungefähr 45 Millionen Berufstätigen insgesamt stellt der Bürojob also einen beachtlichen Anteil dar. Vorurteilsbehaftet wird er gerne als langweilig und trist dargestellt. Jeden Tag der selbe graue Raum, der selbe durchgesessene Bürostuhl, der selbe Schmerz in den verspannten Schultern. In Film und Literatur ist der deprimierte Büroarbeiter das perfekte Sinnbild für die Unzufriedenen in Job und Leben.

Ein gestresster Büroarbeiter

Persönliche Erfahrungen zeichnen jedoch oft ein anderes Bild. Nette Kollegen und Kolleginnen, die morgens mit dem Kaffee in der Hand begrüßt werden und ein gesicherter Job, in dem man sich wohlfühlt – auch so kann das Büro aussehen. Bist du im Team Büromensch oder doch eher im Team Bürohasser? Eines wissen beide Fraktionen häufig nicht: Woher der Bürojob wie wir ihn heute kennen eigentlich kommt.

Die Wurzeln des Büros

Die frühesten Vorläufer des Büros waren in Klöstern zu finden. Hierbei handelte es sich um das sogenannte Skriptorium, also eine Schreibstube. Mönche arbeiteten dort gemeinsam daran, Texte zu duplizieren, um so das Wissen der Antike zu sichern und religiöse Schriften zu verbreiten. In der Spätantike passierte das auf Papyrus, im Mittelalter schließlich auf Papier. Tinte gab es übrigens schon viel früher: Chinesen und Ägypter verwendeten sie seit 2600 v. Christus.

In den Skriptorien finden sich auch die Wurzeln des Wortes „Büro“, wie wir es heute kennen. Es stammt nämlich von dem lateinischen Begriff „burra“ ab. Der bezeichnete einen rauen Stoff, den die Mönche trugen und mit dem die ersten provisorischen Schreibtische bezogen wurden. So kam es zum französischen „bureau“ für Schreibtisch und schließlich zum „Büro“ als Bezeichnung für das ganze Arbeitszimmer. Namensgebend war also ursprünglich eine zottelige Wollkutte.

In den ersten Vorläufern des Büros arbeiteten Mönche

Die Welt wandelt sich

Ab dem 13. Jahrhundert erleben sowohl der Handel als auch die Wissenschaften einen immer schnelleren Aufschwung. Die Organisation von Geschäftsabläufen gewinnt an Wichtigkeit. Auch für umfassende Bildung steigt das Interesse der Menschen wieder. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Kirche die einzige Wahrheit verkündete. Universitäten machen ihr im Namen der Wissenschaft Konkurrenz. Und so reichen die Skriptorien der Mönche nicht mehr aus. Buch- und Papierproduktion müssen angekurbelt werden. Nach und nach entsteht ein eigener Beruf: der des Schreibers. Und was braucht ein eigener Beruf? Richtig, eine eigene Räumlichkeit. Ein weiterer Schritt in Richtung unseres heutigen Büros ist getan.

Mittlerweile befinden wir uns in der Zeit der Renaissance. Michelangelo schafft seinen David, Leonardo da Vinci treibt als Universalgelehrter in so ziemlich jedem Bereich von Kunst und Wissenschaft sein Unwesen. Und noch ein weiteres Genie hat einen wichtigen Einfall: Irgendjemand kommt auf die Idee, aus den bisher benutzten Konstruktionen aus einem aufgebockten Brett einen fest zusammengefügten Tisch zu machen. Auch feste Stühle gewinnen an Popularität und so beginnt der Aufstieg der Büromöbel. Bis man diese so nennt wird es allerdings noch eine ganze Weile dauern.

Nicht nur in der Kunst tat sich in der Renaissance einiges

Büros für die Industrie

Erst während des Zeitalters der Industrialisierung entwickeln sich die aus Bedarf eingerichteten Räume für die verschiedenen Arten der Schreiber zu bewusst gestalteten Büros weiter. Diese Entwicklung passiert vor allem an einem Ort: in den Manufakturen. Dabei handelt es sich um fortgeschrittene Handwerksbetriebe, die in Serie produzieren und auf Arbeitsteilung setzen. Diese Art der Arbeit erfordert einen hohen Grad an Organisation in verschiedensten Bereichen. Und so reichen die bedarfsmäßig entstandenen Schreib-Kämmerlein nicht mehr aus. Ein Büro mit durchdachter Struktur und ausreichend Fläche muss her. Ein Büro, das dem, das wir heute kennen, schon sehr ähnlichsieht.

Von den Manufakturen aus tritt das Büro seinen Siegeszug in den Fabriken an. Als immer mehr Unternehmen gegründet werden, entstehen mit ihnen auch immer mehr arbeitsteilige Büros, die öfter einfach als Verwaltung zusammengefasst werden. Ein Arbeitender im Büro kann jetzt ganz unterschiedliche Aufgaben haben, vom Buchhalter bis hin zum Kontoristen.

Ein Büro in der Industrialisierung ähnelte den heutigen Büros

Mit der Büroarbeit zur Unabhängigkeit

Der Aufstieg des Büros in der Industrie bringt noch eine weitere Entwicklung mit sich. Für viele Menschen ist er eine Befreiung. Die meiste Büroarbeit fand vorher im Rahmen von Hausgemeinschaften statt. Hier waren die Angestellten ein Teil der Familie und unterstanden so auch als Menschen dem Hausherrn. An ihren Arbeitgebenden in der Industrie bindet sie jetzt nur die Lohnabhängigkeit.

Auch für Frauen in der Berufswelt legt der Bürojob – der anfangs natürlich wie das meiste klare Männersache war – einen wichtigen Grundstein. 1886 erscheint die Schreibmaschine auf der Bildfläche, und mit ihr auch die Frau. Nicht genug Männer wollen sich mit der Tipparbeit abgeben, und viele Frauen ergreifen daraufhin die Chance auf ein Stück Unabhängigkeit. Frauen im Büro? Das sorgt zuerst für Empörung von allen Seiten. Aber die Stenographie und die tippenden Büro-Arbeiterinnen beschleunigen die Arbeitsprozesse und rütteln die sozialen Arbeitsgefüge auf.

Für Frauen boten moderne Büros neue Chancen

Von der Rationalisierung bis zur Büroarbeit heute

Anfang des 20.Jahrhunderts beginnt die Rationalisierung des Büros. Ergonomen wollen Arbeitsprozesse verbessern und besonders Tische und Stühle werden dafür unter die Lupe genommen. Zu langes Sitzen auf den falschen Stühlen macht die Menschen krank. Bis heute entwickeln Forscher neue Möbel und Methoden, um den gesundheitlichen Schäden der Büroarbeit vorzubeugen. Stress- und Gymnastikbälle sind dabei noch lange nicht das Ausgefallenste.

comfortable office chair isolated

Als das 20. Jahrhundert fortschreitet, steigt die Popularität der Büroarbeit weiter an. Das Großraumbüro wird erfunden und umstritten. Für immer mehr Menschen wird der Bürojob Alltag. Mittlerweile gibt es verschiedenste Büroformen. Eine der neuesten ist das Multi Space Büro, das von vielen als Zukunft des Büros betrachtet wird. Die Digitalisierung revolutioniert das Büro und macht das flexiblere Homeoffice möglich. Auf Wohlbefinden und Kollegialität wird so viel Wert wie noch nie gelegt.

Vom Mönchskämmerlein bis zum modernen Multi Space Büro: Unser Arbeitsplatz hat eine lange Geschichte hinter sich. Hoffentlich war dieser kleine historische Crash-Kurs interessant und ein bisschen informativ. Man möchte doch einmal wissen, wie es eigentlich dazu kam, dass wir nun tagtäglich am Schreibtisch tippen!

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