Warum einen hochwertigen Bürostuhl zu kaufen eine Investition ist, habe ich bereits in diesem Artikel angesprochen.
Dieser Artikel wird Euch jetzt in allen Einzelheiten erklären, was es an technischen Features bei Bürostühlen zu beachten gibt. Denn, wie Ihr gleich lesen werdet, Stuhl ist nicht gleich Stuhl.
Zuerst will ich jedoch eine Frage vorweg beantworten: Wie viel kostet ein guter Bürostuhl?
Das Unternehmermagazin “Impulse” ist der Meinung, dass man ab ca. 300€ anfängt in seine Gesundheit und seine Arbeit zu investieren. Der Preis ist zwar nach oben offen, aber das Spektrum der meisten qualitativen Stühlen liegt bei 300 – 1000€. So, hätten wir das schon mal abgehakt. Jetzt zum Eingemachten.
Die drei Regeln beim Bürostuhl kaufen: Einstellbarkeit, Einstellbarkeit, Einstellbarkeit
Es gibt unterschiedliche Kernfeatures die ein Bürostuhl haben kann und auf die ich auch gleich noch weiter eingehen werde. Aber eine Sache sollten alle Features gemeinsam haben – sie müssen sich individuell einstellen lassen. Denn die raffinierteste Bauweise und die hochwertigsten Materialien spielen keine Rolle, wenn sich Rückenlehne, Sitzhöhe und Co. nicht an die eigene Körperform anpassen lassen.
Vor allem in Büros, wo auch mal Sitzplätze getauscht oder Stühle umgeschoben werden, ist es notwendig, dass Bürostühle sich schnell und einfach anpassen lassen.
Ich habe eben sogenannte “Kernfeatures” erwähnt. Dabei handelt es sich um acht Dinge, auf die bei jedem guten Bürostuhl geachtet werden muss:
- Die Rückenlehne
- Der Sitz
- Die Armlehnen
- Die Kopfstütze
- Die Mechanik
- Die Rollen
- Die Polsterung
- Und das Gütesiegel
Die Rückenlehne – Rückenschmerzen ausmerzen
Grundsätzlich ist die Rückenlehne gepaart mit der Körperhaltung maßgeblich dafür verantwortlich, ob Ihr unter Rückenschmerzen beim Sitzen leidet oder nicht. Eine optimale Rückenlehne vereint eine passende Höhe und Breite mit einer gesunden Unterstützung der Rückenmuskulatur. Was heißt das genau?
Eine passende Höhe der Rückenlehne bedeutet genau das was es beschreibt. Die Lehne soll weder über den Nacken hinausragen, noch ab der Hälfte des Rückens aufhören. Damit nicht jeder Stuhl maßgeschneidert werden muss, lässt sich die Höhe der Rückenlehne bei guten Bürostühlen manuell einstellen.
Ähnliches gilt für die Breite der Lehne. Diese lässt sich zwar nicht einstellen, aber man sollte drauf achten, dass der Rücken “gut in die Lehne passt”. Ihr sollt schließlich nicht im Stuhl versinken.
Die Unterstützung der Rückenmuskulatur ist eine andere Sache. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen in der Welt der Bürostühle. Wie wir wissen ist die menschliche Wirbelsäule doppelt S-förmig. Habt Ihr Euch jemals gefragt wie die S-Krümmungen heißen? Nicht? Ich auch nicht, aber sie heißen Lordose. Und genau das ist das Stichwort, auf das Ihr bei Bürostühlen achten müsst.
Die sogenannte Lordosenstütze (oder auch Lumbalstützte) ist eine Krümmung in der Rückenlehne, die sich im besten Fall an die Krümmung der Wirbelsäule anpasst. Dadurch werden wichtige Muskelpartien unterstützt und vor dem Ermüden bewahrt. Ergo, es werden Rückenschmerzen vorgebeugt und möglichst gelindert.
Darauf solltet Ihr besonders achten, wenn Ihr einen Bürostuhl kaufen wollt. Es gibt dabei verschiedene Ausführungen der Lordosenstütze, wobei manche manuell sogar aufgepumpt werden können. Welche am besten passt, hängt von euch ab.
Die Sitzfläche – Mehr als bloß ein Polster
Die Körperpartien, die bei langem Sitzen am meisten beansprucht werden sind, Trommelwirbel, eure Wirbelsäule und euer Becken. Die Wirbelsäule wird bei Stühlen durch die Rückenlehne unterstützt, aber was ist mit dem Becken? Da kommt die Sitzfläche ins Spiel.
Durch ungesundes und langes Sitzen können verschiedene Probleme aufkommen. Von Verspannungen im unteren Wirbelbereich über Durchblutungsstörungen in den Ober- und Unterschenkeln bis hin zu eingeklemmten Nerven und einem tauben Gesäß – eine schlechte Sitzfläche macht selbst Sitzen anstrengend.
Deshalb gilt es beim Bürostuhl kaufen auf eine einstellbare Sitzhöhe, Sitztiefe, eine rotatorische Sitzfläche und gegebenenfalls eine einstellbare Neigung der Sitzfläche zu achten.
Die Sitzhöhe dabei ist hoffentlich selbsterklärend und korreliert mit der jeweiligen Körpergröße. Die Faustregel ist, dass sich Ober- und Unterschenkel beim Sitzen in einem 90 Grad Winkel zueinander befinden sollen. Die Sitzhöhe bei einem guten Bürostuhl sollte zwischen 40 und 53 cm verstellbar sein.
Als nächstes gilt es auf die Sitztiefe zu achten, sprich dem Abstand von Rückenlehne zu Vorderkante der Sitzfläche. Die Tiefe ist optimal, wenn zwischen den Kniekehlen und der Sitzkante etwa drei Finger Platz sind. So wird eine gute Durchblutung der Unterschenkel gewährleistet und der Druck auf die Oberschenkel gemindert.
Rotatorische Sitzfläche klingt erstmal nach Fachchinesisch, aber im Prinzip ist das Konzept ganz einfach. Anstatt eine starre Sitzposition zu haben, ermöglicht ein rotatorischer Sitz die Wendung der Sitzfläche im Waagerechten. Das ermöglicht nicht nur dynamischeres Sitzen, sondern erlaubt es auch sich sinnlos im Kreis zu drehen bis Euch schwindelig wird. Win – Win.
Die Neigung der Sitzfläche kann unterschiedlich ausfallen. Es gibt Stühle, die sich Eurer Gewichtsverlagerung anpassen und sich leicht mitbewegen, es gibt aber auch Stühle, bei denen sich die Sitzfläche einfach nur ein wenig nach vorne kippen lässt. Generell ist der Sinn dahinter auch wieder die Durchblutung zu fördern, sowie die Aufrechtstellung des Beckens zu begünstigen.
Die Armlehnen – Must-Have oder unwichtig?
Bei den Armlehnen scheinen sich die Geister zu scheiden. Die einen sagen sie sind notwendig, die anderen sagen sie stören und man sollte sie möglichst weglassen. Fakt ist aber, dass Armlehnen die Schultern, den Nacken und Oberarme entspannen und somit einen gesundheitlichen Mehrwert haben.
Wer sich für Armlehnen entscheidet, der sollte auf was achten? Genau, die Einstellbarkeit. Höhe und Arretierung sind dabei ausschlaggebend. Zusätzlich dazu sind die Breite und die Stabilität von Bedeutung.
Was die Höhenverstellbarkeit angeht, ist hier, wie schon bei der Sitzfläche, der goldene Winkel 90 Grad. Wenn der Winkel zwischen Ober- und Unterarm 90 Grad beträgt, sind die Armlehnen richtig eingestellt. Ein gute Richtlinie ist auch immer, dass die Armlehnen etwa auf Höhe des Schreibtisches sein sollen.
Die Arretierung ist hilfreich, um die Armlehnen an Körperpositionen anzupassen. Es ist zudem immer sinnvoll Armlehnen zu haben, die sich zur Seite oder nach Oben klappen lassen.
Eine ausreichende Breite und Stabilität sollten in jedem Fall vorhanden sein. Die Unterarme sollten nicht über die Seiten der Armlehnen überstehen, genauso wenig sollten die Armlehnen zu kurz sein. Normwerte wären hier 20 cm in der Länge und 4 cm in der Breite.
Wenn Ihr jetzt gerade auf einem Bürostuhl sitzt, dann steht mal kurz auf. Na, habt Ihr Euch auf euren Armlehnen hochgestützt? Dachte ich mir. Deshalb ist eine gewisse Stabilität notwendig.
Die Kopfstütze – Eine Erweiterung der Rückenlehne
Ähnlich wie bei den Armlehnen gibt es hier zwei Lager. Die, die keine Kopfstütze wollen und die, die sie praktisch finden. Welchem Lager Ihr Euch anschließt bleibt natürlich Euch überlassen.
Fakt ist jedoch, dass wenn Ihr Euch für eine Kopfstütze entscheidet, sie einstellbar sein sollte. Der Kopf sollte nicht in den Nacken fallen, noch sollte er zu weit nach vorne gedrückt werden. Die Tiefe der Kopf/Nackenstütze sollte so einstellbar sein, dass der Nacken in seiner natürlichen Position gestärkt wird.
Die Mechanik – Synchron-, Wipp- oder Permanentmechanik?
Wenn ihr mit den Begriffen nichts anfangen könnt, keine Sorge. Allgemein bezeichnet die Mechanik bei einem Bürostuhl das Zusammenspiel von Rückenlehne und Sitzfläche.
Die Synchronmechanik arbeitet, wie der Name schon sagt, synchron. Konkret heißt das: Wenn man sich in die Rückenlehne lehnt, geht diese zurück und die Sitzfläche klappt leicht nach hinten. Sie bewegt sich also synchron zur Rückenlehne.
Die Asynchronmechanik funktioniert so ähnlich. Das Prinzip bleibt das gleiche, aber wenn man sich in die Rückenlehne lehnt, kippt die Sitzfläche leicht nach vorne.
Die Permanentmechanik sollte jedem bekannt sein. Der Sitz bleibt dabei fest und unbeweglich, während die Rückenlehne nach hinten kippen kann. Der Klassiker im Prinzip. Eine gute Permanentmechanik federt den Benutzer so, dass keine Kraft angewendet werden muss, um die Rückenlehne nach hinten zu kippen. Gleichzeitig darf sie nicht so stark zurückschnellen, dass sie dem Benutzer beim nach vorne beugen gegen den Rücken schlägt.
Bei der Wippmechanik muss man sich die Sitzfläche und die Rückenlehne wie eine Art Wippe vorstellen. Beide sind fest miteinander verbunden, sodass sich beim zurücklehnen und beim vorlehnen beide Komponenten gleichzeitig in die selbe Richtung bewegen.
Welche Mechanik die Beste ist, kann man pauschal nicht sagen. Die Permanent- und Wippmechanik werden heutzutage allerdings von einigen Experten als outdated angesehen. Wer das für bare Münze nehmen will, darf das gerne tun. Wer sich jetzt einen Bürostuhl kaufen will, dem empfehle ich allerdings alle Mechaniken mal auszuprobieren, um herauszufinden, welche sich am angenehmsten anfühlt. Denn schließlich geht es ja genau darum – gesunden Komfort.
Die Rollen – Welche Felgen dürfen’s sein?
Wer sich einen Bürostuhl kaufen will, der sollte auch über die Rollen nachdenken. Das größte Kriterium nach dem man die Rollen auswählen sollte, ist der jeweilige Fußboden, auf dem der Stuhl benutzt werden soll.
Stellt es Euch mal vor: Schönes neues Laminat oder Fliesen im Büro und eine ganze Reihe neuer geiler Bürostühle. Ihr setzt Euch, genießt einen Moment lang den herrlichen Komfort, rollt nach vorne zum Schreibtisch und fangt an zu arbeiten. Irgendwann seid Ihr fertig, steht auf und seht es – schwarze Rollspuren auf dem schönen Boden. Das hätte sich easy vermeiden lassen, wenn man sich Gedanken über die Rollen gemacht hätte.
Damit Ihr die richtigen Rollen für den richtigen Boden auswählt, habe ich einen Kinderreim gedichtet: Weiche Rollen auf hartem Boden muss ich loben, harte Rollen auf hartem Boden lässt mich toben.
Verwirrenderweise heißen weiche Rollen für harte Böden allerdings Hartbodenrollen. Um dieser Ambiguität entgegenzuwirken, sind Hartbodenrollen in der Regel zweifarbig. So lässt sich doch relativ leicht erkennen, für welchen Untergrund die jeweiligen Rollen geeignet sind.
Für weiche Teppichböden wiederum sind harte Rollen geeignet. Diese sind dementsprechend einfarbig.
Die Polsterung – Stoff oder Leder?
Man muss keine Thermodynamik studiert haben um zu wissen, dass wenn man im Sommer nass an seinem Bürostuhl klebt, der Bezug und die Polsterung eventuell nicht die besten sind.
Ein angemessener Austausch von Körperwärme und Feuchtigkeit sollte definitiv möglich sein. Bei Stühlen mit Stoffbezug hat man ebenfalls noch die Möglichkeit eine netzbespannte Rückenlehne auszuwählen. Diese ermöglicht vor allem im Sommer einen angenehm kühlen Rücken und verhindert das unschöne am-Stuhl-kleben-bleiben.
Ob nun Stoff oder Lederbezug, ist, wie so vieles, persönliche Präferenz. Gleiches gilt für die Optik. Ein Bürostuhl darf schließlich auch ein Hingucker sein. Dabei lässt sich vielleicht noch erwähnen, dass es definitiv mehr Farbauswahl bei Stoffpolstern gibt, als bei Lederbezügen.
Das Gütesiegel – Den TÜV geradeso geschafft oder Glanzleistung?
Einen hochwertigen Bürostuhl erkennt man nicht nur an seinen zahlreichen Features, sondern auch an seinen Gütesiegeln. Allen voran solltet ihr auf das GS-Zeichen achten.
GS steht für “Geprüfte Sicherheit” und wird vergeben, wenn das Produkt § 21 des Produktsicherheitsgesetzes entspricht. Mit dem GS-Zeichen könnt ihr immer sicher sein, dass der Stuhl alle Mindestvorschriften für Sicherheit und Gesundheit erfüllt.
Manche Stühle haben tatsächlich eine TÜV-Plakette. Das Siegel TÜV-Ergonomie geprüft wird in der Regel an Stühle vergeben, die einerseits die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen und andererseits weitere Kriterien im Bereich der Ergonomie erfüllen.
Zwei weitere Siegel sind das Quality Office Siegel und das AGR-Siegel.
Quality Office hält was es verspricht. Mit dem Gütesiegel werden Büroartikel zertifiziert, die die gültigen Standards in den Bereichen Gesundheit, Funktionalität, Sicherheit und Service erfüllen und übertreffen.
Für Stühle speziell gibt es auch das besagte AGR-Siegel. Die “Aktion Gesunder Rücken” vergibt das Siegel an Produkte, die außergewöhnlich rückenfreundlich sind. Sollte Ergonomie ein Kriterium sein, worauf Ihr besonders achtet, dann lohnt es sich auf das AGR-Siegel zu achten.
Fazit: Am Ende liegt es an Euch
Wer sich einen Bürostuhl kaufen will, der muss auf einiges achten. Was allerdings den perfekten Bürostuhl ausmacht, kann man pauschal nicht sagen. Es gibt zwar viele Kriterien auf die man achten kann, aber im Endeffekt lässt es sich immer auf persönliche Präferenzen und Ansprüche herunterbrechen.
Konnte dieser Artikel Eure Fragen beantworten? Lasst es uns wissen. Falls Ihr noch offene Fragen habt, könnt Ihr sie gerne auch in die Kommentare schreiben! Wenn Ihr noch auf der Suche nach einem geeigneten Bürostuhl seid, dann schaut doch mal in unserem Shop vorbei!
Um den Artikel visuell aufzupeppen, hat uns die Firma bemefa Metallmöbel GmbH freundlicherweise die Grafiken zur Verfügung gestellt.
Vielen Dank für die Tipps. Ich möchte mir gerne einen ergonomischen Bürostuhl bestellen. Hoffentlich wird dadurch die Arbeit angenehmer.